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Eschentriebsterben

Junge Esche mit Welkesymptomen Abb.: Junge Esche mit Welkesymptomen
Symptomatik und Biologie:
Seit einigen Jahren kommt es in Deutschland (vermehrt seit 2002) und im benachbarten Ausland (Mittel- und Nordeuropa) vermehrt zu Schäden an Esche (Fraxinus excelsior und Fraxinus angustifolia); aktuell (2018) ist der Pilz in nahezu 30 europäischen Ländern nachgewiesen. Dem vorangegangen ist ein (lange Zeit unbekanntes) Triebsterben in Südschweden und Polen um 1990. International wird die Krankheit meist als "ash dieback" bezeichnet. Waren anfangs nur Jungpflanzen betroffen treten die Schädigungen mittlerweile auch an älteren Bäumen auf (Baumschulen, Öffentliches Grün, Forst). Die Symptome sind vielfältiger Natur. Zu nennen sind Welkeerscheinungen (welkende, zum Teil auch anfangs schwarz verfärbte Blätter, die dann am Trieb eintrocknen), ein Zurücksterben jüngerer Kronenabschnitte, vorzeitiger Blattfall, einem Rindenbrand vergleichbare Rindennekrosen unterschiedlichster Ausbildung (gleichmäßige Farbausprägung oder mit einem hellen Zentrum oder mit Längsstreifen) ohne einen Schleimfluss mit einer meist scharfen Abtrennung zum umliegenden Gewebe.
Der Holzbereich unterhalb der Rindennekrosen zeigt oft eine braune Verfärbung, die in Längsrichtung über die außen erkennbaren Nekrosen hinweg geht. Das Zurücksterben der Äste und Zweige verläuft von außen nach innen. In den geschädigten Kronenabschnitten kommt es lokal zu einem intensiven Neuaustrieb. Erkrankte Triebe treiben im Frühjahr häufig nicht mehr aus. Der Verlauf der Erkrankung ist chronisch (ältere Eschen) bis akut (Jungpflanzen) und führt dann auch zum Absterben des Baumes. Vom Eschentriebsterben geschwächte Bäume werden häufig von weiteren Schaderregern besiedelt (Hallimasch, Eschenbastkäfer). Eschen mit einem Alter von bis zu 40 Jahren sterben unter starken Infektionsbedingungen innerhalb von 3-5 Jahren ab. Nicht selten kommt es vor, dass sich in einem Bestand stark geschädigter Eschen einzelne Pflanzen befinden, die keine oder nur geringe Schäden aufweisen.
Schadursache ist der Pilz Chalara fraxinea (Nebenfruchtform). Die Hauptfruchtform des heterothallischen Pilzes ist mittlerweile auch bekannt. Nach ersten, frühen Untersuchungen wurde ein Ascomycet, das "Weiße Stengelbecherchen" (Hymenoscyphus albidus) ermittelt (ein saprophytischer Falllaubbesiedler) wobei sich mittlerweile herausgestellt hat, dass es eine für Europa neue Art ist, die dieser morphologisch zum Verwechseln ähnlich sieht und praktisch fast nur molekularbiologisch zu trennen ist. Der Name der neuen Art, somit der Hauptfruchtform von Chalara fraxinea, ist Hymenoscyphus pseudoalbidus, jetzt aktuell aber unter Hymenoscyphus fraxineus geführt mit dem deutschen Namen "Falsches Weißes Stengelbecherchen". Seine ursprüngliche Heimat liegt im asiatischen Raum (Japan) und der Pilz ist offenbar identisch mit einer dort als Lambertella albida beschriebenen Art. Er tritt dort - ohne erkennbare Krankheitssymptome - an der Mandschurischen Esche (Fraxinus mandshurica) auf.
Die Infektionen der Esche erfolgt über die Blätter (eine Verwundung ist nicht erforderlich) im Sommer über die im Vorjahr abgefallenen Blattspindeln (häufig schwarz verfärbt), an denen sich die weißen Fruchtkörper vom "Falschen Weißen Stengelbecherchen" bilden (Apothecien, 2-5 mm, Abgabe von Ascosporen). In Versuchen konnte ein Sporennachweis von Mai bis in den September geführt werden, wobei die Freisetzung der Ascosporen verstärkt nach Niederschlägen eingesetzt hat (durchschnittliche Abgabe von 1500 Ascosporen pro Stunde pro Apothecium); grundsätzlich fördert Feuchtigkeit die Fruktifikation.
Infektionsversuche haben gezeigt, dass ältere Blätter deutlich anfälliger sind als jüngere und eine Blattbesiedlung von beiden Blattseiten, mit leichter Bevorzugung der Blattunterseite, erfolgen kann. Zudem konnte in den Versuchen beobachtet werden, dass infizierte Blätter häufig vom Baum abgeworfen werden, bevor der Pilz in den Trieb eingewachsen ist, somit bei einem geringen Infektionsdruck ein natürlicher "Reinigungseffekt" gegeben ist.
Über das infizierte Blatt dringt der Pilz weiter über die Blattspindel bis in das Mark der Triebe vor, dehnt sich hier weiter in Längsrichtung aus und wächst von dort vom Spätsommer über den Winter weiter nach außen in den verholzten Teil. Zum Frühjahr des nächsten Jahres zeigen sich dann die beschriebenen Schadsymptome an den Trieben. Die Welkesymptome werden mit durch verschiedene Toxine bedingt (Viridin, Viridiol). Eine isolierte Verbindung, ein flüchtiges Lacton, besitzt an dem Schadpotenzial des Erregers offenbar einen maßgeblichen Anteil. Auf den erkrankten Triebpartien lassen sich im Labor häufig zusätzliche Schwächeparasiten nachweisen (Diplodia mutila, Phomopsis sp.). Als Folgeparasiten treten unter den Pilzen häufiger Hallimasch, Samtfußrübling oder auch die Vielgestaltige Holzkeule auf. Offenbar ist der Pilz auch in der Lage, bei einem hohen Sporenangebot und feuchten Bedingungen direkt über die Rinde am Stammfuß die Pflanze zu infizieren und im Splintholz für Schäden zu sorgen (sektorenweise Holzverfärbungen). Das vom Eschentriebsterben infizierte Holz ist nicht infektiös, die Infektion der Esche erfolgt nach dem bisherigen Stand ausschließlich über die im Sommer gebildeten Ascosporen. Eine Verbreitung über das Saatgut ist nicht bekannt.
Hinsichtlich der Anfälligkeit gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Eschen-Arten. Fraxinus excelsior sowie Fraxinus angustifolia sind als anfällig einzustufen, deutlich widerstandsfähiger ist hingegen Fraxinus ornus. Obgleich Fraxinus excelsior als anfällig einzustufen ist bestehen hier deutliche Unterschiede in den Sorten (so gilt `Altena´ als eher wenig anfällig), zudem treten auch innerhalb einer (Sämlings-)Population immer einzelne Individuen auf, die eine mittlere bis hohe Toleranz (jedoch keine Resistenz) gegenüber dem Pilz besitzen. Dies sind häufig Pflanzen, die früh austreiben und/oder einen frühen Laubfall besitzen. Im Vergleich betrachtet ist Fraxinus angustifolia weniger anfällig als Fraxinus excelsior und Fraxinus ornus erkrankt vermehrt nur unter Bedingungen eines hohen Infektionsdrucks. Fraxinus pennsylvatica gilt ebenfalls als wenig anfällig, Infektionen können jedoch ähnlich wie Fraxinus ornus bei einem hohen Infektionsdruck erfolgen.
Aus dem Ausland gibt es erste Berichte, dass der Erreger neben der Gattung Fraxinus auch andere Vertreter aus der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) infizieren kann (belegt für Phillyrea angustifolia, Phillyrea latifolia, Chionanthus virginicus).

... zur mikroskopischen Sporenzeichnung

Vorbeugung und integrierte Bekämpfungsmaßnahmen:
Auftretende Schäden sollten von einem Labor in der Diagnose bestätigt werden (Pflanzenschutzamt). Ein kurativr Fungizideinsatz ist nicht möglich. Rückschnitt und Entsorgung befallener Triebe, Rodung abgestorbener Bäume (Ziel: Keine Förderung von Sekundärbesiedlern wie Borkenkäfer etc.). Bei einer Nach-/Neupflanzung von Eschen ist wie aufgezeigt auf die unterschiedliche Anfälligkeit zu achten.. Entfernung des Falllaubes (alternativ: Förderung des Abbaues), um die Bildung der Hauptfruchtform zu unterbinden (Senkung des Infektionsdruckes), Reduzierung der Feuchtigkeit im Bestand. Deutlich anfälliger sind Eschen auf feuchten Böden und auf Standorten mit hohen Niederschlägen. Großräumige Schutzmaßnahmen liefern teils erlassene Importverbote einiger Länder für Eschen (Pflanzen, Pflanzgut, ausgenommen sind Holzprodukte).

...einsetzbare Pflanzenschutzmittel (berufliche Anwender: Gartenbau | Forst)

Hinweis: Zu diesem Thema ist auch ein Beitrag in unserem Podcast: Pflanzenschutz im Gartenbau vorhanden!
Wichtige Wirtspflanzen: (mit Lebensbereich nach Prof. Dr. Kiermeier; Erläuterung)
Fraxinus
 
Rindennekrose mit Einsenkung (großes Bild)
Rindennekrose mit Einsenkung
Holzverfärbung, ausgehend von einer Rindennekrose (großes Bild)
Holzverfärbung, ausgehend von einer Rindennekrose
Überwallte Nekrose mit T-förmiger Verfärbung (großes Bild)
Überwallte Nekrose mit T-förmiger Verfärbung
Stark verlichtete Krone (großes Bild)
Stark verlichtete Krone

Rindennekrosen (zwei Monate nach künstlichen Inokulation) (großes Bild)
Rindennekrosen (zwei Monate nach künstlichen Inokulation)

Text: Thomas Lohrer/HSWT, Stand: Juli 2018

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