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Tausend-Canker-Krankheit

Namensgebende Nekrosen unter der Rinde (freigelegt) Abb.: Namensgebende Nekrosen unter der Rinde (freigelegt)
Symptomatik und Biologie:
Seit Mitte der 1990er Jahre wurde in den USA das vermehrte Absterben von Schwarznüssen (Juglans nigra) beobachtet. Im Jahre 2008 konnte aufgezeigt werden, dass ein Zusammenspiel von einem Borkenkäfer (Pityophthorus juglandis) und ein von ihm übertragener Schlauchpilz der Gattung Geosmithia die Ursache für das Schadbild ist (der Pilz konnte dann 2011 als neue Art, Geosmithia morbida, bestimmt werden). Insbesondere in den westlichen Staaten der USA kam es bei Juglans nigra zu zahlreichen Ausfällen, seit 2010 tritt die Krankheit auch im Osten der USA auf. Insgesamt liegen mittlerweile Nachweise aus etwa 20 Bundesstaaten vor. Außerhalb von Amerika wurde die Krankheit für Europa erstmals 2013 im Nordosten von Italien in der Nähe von Padua nachgewiesen. Zu den ersten Schadsymptomen betroffener Bäume gehören (unspezifische) Welkeerscheinungen, Blattvergilbungen, ein (zunehmendes) Absterben von Ästen und eine lichter werdende Krone. Die verbräunten Blätter an den Zweigen stehen häufig in auffälliger Weise fähnchenartig starr ab. Drei bis vier Jahre nach dem Auftreten der ersten Schadsymptome können die Bäume nach Erfahrungen aus den USA absterben.
Bei einer näheren Betrachtung der Borke befallener Bäume sind die von den Käfern verursachten Ein- und Ausbohrlöcher (Durchmesser: ca. 0,7 mm) sowie austretendes Bohrmehl erkennbar. Betroffen sind meist Äste ab einem Durchmesser von 1-3 cm, seltener die Stämme selbst. Nach dem Freilegen der Rinde werden die Fraßgänge der Käfer und Larven sichtbar. Das Phloemgewebe im Umfeld der Fraßgänge und Löcher ist durch die Besiedlung des Pilzes nekrotisch und schwarz verfärbt, im fortgeschrittenen Stadium dehnt sich der Befall auch auf das Kambium aus (das Holz bleibt grundsätzlich befallsfrei, auch erfolgt keine systemische Ausbreitung). Die schwarzen, häufig ovalen Verfärbungen ("Canker", "Läsionen", "Nekrosen") treten derart zahlreich auf, dass sie als Namensgeber für die Krankheit dienten ("Thousand canker disease", TCD), die als Bezeichnung in unterschiedlichen Übersetzungen auch in Deutschland Einzug gehalten hat ("1000-Canker-Krankheit", "Tausend-Canker-Krankheit", "Tausend-Nekrosen-Erkrankung"). Überträger des Pilzes ist Pityophthorus juglandis, eine spezifisch an Juglans-Arten auftretende Borkenkäferart, im Ausland meist nur als WTB abgekürzt (Walnut twig beetle). Dessen Weibchen nagen in das Phloem kurze, waagerechte Gänge (2,5-5 cm), in dessen Wandung sie ihre Eier einzeln versenken. Die kurzen Gänge der später schlüpfenden Larven (braune Kopfkapsel, beinlos, weiße Färbung, C-förmig gebogen) verlaufen senkrecht nach oben und unten. Am Ende des jeweiligen Gangsystems erfolgt die Verpuppung (freie Puppe), der schlüpfende Käfer ist braun gefärbt und besitzt eine Größe von 1,5-2 mm. Die Käfer sind äußerlich von dem in den Gängen wachsenden Pilz bzw. seinen Sporen bedeckt und übertragen diese jeweils beim Einbohren in ihre Wirtspflanzen (der Flugradius der Käfer beträgt etwa 2-3 km). Die Pilzsporen keimen in den Gängen aus und das entstehende Myzel breitet sich innerhalb der Gänge aus, hier kommt es später dann auch zur Sporulation. Die Erstbesiedlung der Bäume erfolgt durch die Männchen, die von flüchtigen, organischen Verbindungen der Bäume angelockt werden. Die Käfer geben anschließend Pheromone ab, die wieder andere Männchen sowie die Weibchen anlocken. Pityophthorus juglandis ist hinsichtlich der Biologie als polygamer Rindenbrüter einzuordnen, wobei von einem Männchen durchschnittlich 2-4 Weibchen begattet werden. In den USA werden klimaabhängig (Kalifornien) bis zu drei Generationen im Jahr vollzogen. Zu beachten ist, dass nur in der Kombination Pilz/Borkenkäfer schlussendlich das Schadbild der "Thousand canker disease" entstehen kann. Die bisherigen Erkenntnisse zur Biologie beziehen sich auf amerikanische Studien, wie sich der Erregerkomplex in Europa verhält bleibt im Detail abzuwarten.
Als hochanfällig gegenüber der Tausend-Canker-Krankheit verhält sich Juglans nigra (Schwarze Walnuss), aber auch die in Europa weit verbreitete Walnuss (Juglans regia) wird als relativ empfindlich eingestuft. Darüber hinaus konnte auch die Gattung Pterocarya (Flügelnuss) als weitere Wirtspflanze für den Pilz nachgewiesen werden. Eine Gefahr der Verbreitung und Einschleppung (nach Europa) ergibt sich insbesondere durch den Import von befallenem Holz (u.a. Holz, Rinde, Hackschnitzel) aus den USA sowie erkrankter Pflanzen (die Nüsse bleiben jedoch befallsfrei).

... zur mikroskopischen Sporenzeichnung

Vorbeugung und integrierte Bekämpfungsmaßnahmen:
Aktuell liegt für Deutschland (jedoch für Nord-Italien) noch kein Nachweis vor. Seitens der EPPO wurden Pilz und Käfer erst 2014 in die Alert-Liste aufgenommen, 2015 erfolgte der Übertrag in die A2-Liste. Verdächtige Symptome sowie auftretende Borkenkäfer an Walnüssen sollten dem nächsten Pflanzenschutzamt gemeldet werden. Stichprobenartige Kontrolle von importierten Nussholz(-produkten). Praxisnahe Möglichkeiten zur Bekämpfung der Käfer oder Pilze innerhalb der Pflanze sind bisher nicht bekannt. Für die Borkenkäfer sind aus den USA verschiedene Prädatoren (u.a. Buntkäfer) und Parasitoide bekannt.
Wichtige Wirtspflanzen: (mit Lebensbereich nach Prof. Dr. Kiermeier; Erläuterung)
JuglansPterocarya
 
Absterben einzelner Äste (großes Bild)
Absterben einzelner Äste
Ausbohrlöcher der Borkenkäfer (großes Bild)
Ausbohrlöcher der Borkenkäfer
Fähnchenartig abstehende Blätter (großes Bild)
Fähnchenartig abstehende Blätter
Namensgebende Nekrosen unter der Rinde (freigelegt) (großes Bild)
Namensgebende Nekrosen unter der Rinde (freigelegt)

Walnuss-Borkenkäfer (Teilansicht, Seitenansicht) (großes Bild)
Walnuss-Borkenkäfer (Teilansicht, Seitenansicht)
Fraßgänge des Walnuss-Borkenkäfers (großes Bild)
Fraßgänge des Walnuss-Borkenkäfers

Text: Th. Lohrer/HSWT, Stand: März 2018

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