ARBOFUX - Diagnosedatenbank für Gehölze

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Feuerbrand

Einzelne Triebinfektion an Cotoneaster Abb.: Einzelne Triebinfektion an Cotoneaster
Symptomatik und Biologie:
Die Krankheit Feuerbrand wird durch ein Bakterium (Erwinia amylovora) verursacht, das aus Nordamerika stammend nach Deutschland (1971) eingeschleppt worden ist. Die durch die Feuerbrandbakterien geschädigten Pflanzenteile (Blüten, Blätter, Triebe) sehen wie vom Feuer verbrannt aus. Der Erreger ist auf apfelfrüchtige Rosengewächse (Pomoideae) beschränkt (u.a. Birne, Apfel, Felsenmispel, Feuerdorn, Weißdorn). Stark betroffen ist auch der Streuobstbau in Süddeutschland (u.a die Birnensorte Oberösterreicher Weinbirne). Nicht befallen werden Stein- und Beerenobst, Wal- und Haselnüsse, andere Laubgehölze sowie die verschiedenen Koniferen. Befallene Blüten und Blätter welken und verfärben sich dunkelbraun bis schwarz, sterben ab und trocknen ein. Charakteristisch ist die zu Beginn auftretende Schwärzung der Haupt- und Nebenadern der Blätter und die später U-förmige bzw. krückstockartige Krümmung der Triebspitze. Unter feuchtwarmen Bedingungen treten aus den Befallsstellen Schleimtropfen (= Bakterienschleim) aus. Die befallenen Blätter, Blüten und jungen Früchte bleiben häufig bis in den Winter am Baum hängen. Absterbeerscheinungen an Trieben bieten Verwechslungsmöglichkeiten mit einer Monilia-Infektion oder einem Absterben durch Pseudomonas-Bakterien.
Die Symptomausprägung ist von vielen Faktoren abhängig. Eine endgültig sichere Diagnose ist nur über ein Fachlabor möglich, Schnelltests für die Praxis (insbesondere einsetzbar bei Proben mit höherer Bakteriendichte) stehen jedoch zur Verfügung. Die Überdauerung der Bakterien während der Wintermonate erfolgt in erster Linie an den erkrankten Rindenteilen (Canker) betroffener Pflanzen. Im Frühjahr nehmen die Bakterien mit steigenden Temperaturen ihre Vermehrung auf. In Verbindung mit Feuchtigkeit treten sie als Bakterienschleim nach außen, der dann über Regenspritzer, Wind und diverse Insekten (Bienen, Hummeln, Ameisen etc.) verbreitet wird. Als erste Befallsstellen sind die geöffneten Blüten zu nennen (die Infektion erfolgt speziell über die jungen Blüten und hier über die am Blütenboden befindlichen Nektardrüsen.). Infektionen erfolgen insbesondere bei feuchtwarmer Witterung (über 18 °C, über 70 % relative Feuchte). Eine weitere Verbreitung erfolgt durch Schnittwerkzeuge als auch durch den Handel mit befallenen Pflanzen. Untersuchungen an Obstgehölzen haben gezeigt, dass sich die Feuerbrand-Bakterien auch ausgehend von einer Infektion in der Pflanze verteilen können und nicht unmittelbar zum Absterben der gesamten Pflanze führen, sondern nur Teilbereiche geschädigt sind. Diese Pflanzen sind somit latent infiziert und können als mehrjährige Infektionsquelle eine Gefahr für benachbarte Pflanzen darstellen.
Bienen können beim Blütenbesuch von z.B. Apfel- und Birnbäumen im einsetzenden Frühjahr nicht Ursache einer Primärinfektion sein, da eine Überwinterung der Bakterien im Bienenstock nicht möglich ist. Bienen können als Blütenbesucher selbstverständlich die Krankheit lokal weiter verbreiten, wenn eine bereits infizierte Pflanze besucht wird. Nach einem möglichen Kontakt mit dem Bakterium sind die Bienen nach spätestens 48 Stunden wieder infektionsfrei.
Vorbeugung und integrierte Bekämpfungsmaßnahmen:
Frühzeitiger Triebabschluss (gut drainierte Böden bevorzugen, keine überhöhte Stickstoffdüngung). Erkannte Infektionsstellen, z.B. betroffene Äste, sind bis zu 50 cm unter der sichtbaren Befallsstelle abzuschneiden. Verwendete Schnittwerkzeuge mit z.B. 70%igem Alkohol desinfizieren (an Schnittwerkzeugen können die Bakterien wochenlang überleben). Weniger anfällige oder resistente Sorten bevorzugen (u.a. Re-Sorten bei Apfel). Bei Cotoneaster-Arten sind insbesondere die großblättrigen Arten sehr empfindlich. Die Krankheit ist meldepflichtig (Feuerbrand-Verordnung).Unter bestimmten Auflagen kann (länderabhängig) im Erwerbsobstbau (nicht im Öffentlichen Grün für Gehölze) der Einsatz von Streptomyzinhaltigen Produkten erlaubt werden. Andere vorbeugend zur Blüte eingesetzte Mittel enthalten mikrobielle Antagonisten (z.B. Bacillus subtilis, Aureobasidium pullulans) oder senken den pH-Wert (z.B. Essigsaure Tonerde), um die Vermehrung der Bakterien zu reduzieren. Im Erwerbsanbau (Obstbau) werden Prognosemodelle zum Auftreten von Feuerbrand eingesetzt (z.B. Maryblyt).

...einsetzbare Pflanzenschutzmittel (berufliche Anwender: Gartenbau | Forst)

Hinweis: Zu diesem Thema ist auch ein Beitrag in unserem Podcast: Pflanzenschutz im Gartenbau vorhanden!
Wichtige Wirtspflanzen: (mit Lebensbereich nach Prof. Dr. Kiermeier; Erläuterung)
ChaenomelesCotoneasterCrataegusCydoniaMalusPhotiniaPyracanthaPyrusSorbus
 
Vereinzelte Triebinfektionen an Cotoneaster (großes Bild)
Vereinzelte Triebinfektionen an Cotoneaster
Schwarze, abgeknickte Triebspitze (großes Bild)
Schwarze, abgeknickte Triebspitze
Triebsymptome an Apfel (Topaz) (großes Bild)
Triebsymptome an Apfel (Topaz)
Triebsymptome an Apfel (Golden Delicious) (großes Bild)
Triebsymptome an Apfel (Golden Delicious)

Schadsymptome an Apfel (großes Bild)
Schadsymptome an Apfel
Schadsymptome an Birne (Gerburg) (großes Bild)
Schadsymptome an Birne (Gerburg)
Fruchtsymptome an Birne (Gerburg) (großes Bild)
Fruchtsymptome an Birne (Gerburg)

Text: Thomas Lohrer/HSWT, Stand: April 2013

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